Daniel Beerstecher – Last Place of Refuge 26.09. – 18.10.2020

Im Rahmen des Festivals der KulturRegion Stuttgart
“Unter Beoabchtung – Kunst des Rückzugs” 25.09. – 18.10.2020
in 21 Städten der Region

 

Lange Zeit galten entlegene Regionen, zumindest aber die eigenen vier Wände als die letzten Zufluchtsorte, in denen man gesellschaftlichen Zwängen und Normen entkommen konnte, um nur für sich zu sein. Heute sendet die Smartwatch Biodaten über unser gesundheitliches Befinden und körperliche Aktivitäten auch von diesen Orten aus. Selbst die Gedanken als letztes freiheitliches Gut sind aufgrund immer ausgeklügelter technischer Entwicklungen vor einer Erfassung durch allzu neugierige Internetkonzerne nicht mehr sicher. Mit seiner Langzeit-Performance »Last Place of Refuge«, welche die allgegenwärtige Überwachung in einer digitalisierten Welt thematisiert, begibt sich Beerstecher zum vielleicht letzten wirklichen Zufluchtsort unserer Zeit: der Meditation als dem Zustand absoluter Stille der Gedankenlosigkeit und innerer Einkehr. Für die Dauer des Festivals meditiert er dienstags bis sonntags täglich sechs Stunden. Dabei lässt er sich frontal von einer Kamera überwachen, die die Bilder live ins Internet überträgt. Wer vorbeikommt, kann Beerstecher bei seiner Performance beobachten oder gleich mitmeditieren. Jeden Tag ab 18 Uhr (außer montags) wird er eine geführte Anleitung zur Entschleunigung und Meditation geben, die einen Weg zu diesem Rückzugsort weist. Was von Mystikerinnen, Mystikern und Spirituellen vieler Religionen in der Meditation als der Ort der Gottverbundenheit oder als die mystische Erfahrung der Erleuchtung bezeichnet wird, bekommt auf diese Weise eine weitere Dimension.

Mit diesem Projekt knüpft der Künstler an sein vergangenes Projekt »Walk in Time« an – den ersten Slow-Walk-Marathon der Kunst. Auf einer Distanz von 42,195 km bewegte er sich so langsam vorwärts, dass er gerade einmal 120 Meter in der Stunde zurückgelegt hat. Insgesamt 6 Stunden pro Tag, 10 Wochen lang überwachte er sich selbst im meditativen Gehen. Die Entschleunigung nutzte er als künstlerische Praxis: Ein Versuch, sich der Zeit und der gesellschaftlichen Tendenz zur Beschleunigung zu entziehen. Seine Daten und sein Walk wurden live in die sozialen Medien sowie in mehrere Museen gestreamt.

 

Daniel Beerstecher, geboren 1979 in Schwäbisch Hall, studierte Bildhauerei, Installation, Performance und Video sowie Audiovisuelle Medien an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, der Tokyo National University of Fine Arts and Music und an der Universidade Sao Paulo. Der Performancekünstler nahm an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen teil. Für seine Arbeiten wurden ihm mehrere Stipendien verliehen, unter anderem ein Arbeitsstipendium an der Cité Internationale des Arts Paris.

Zur Künstlerprofilseite Daniel Beerstecher

 

AKKU Projektraum
Gerberstraße 5 C
Di – So 9.00 – 12.00 Uhr
und 15.00 bis 18.00 Uhr
(ab 18:00 Uhr mitmeditieren / Einlass ab 17:30 Uhr bis spätestens 17:45 Uhr
begrenzte Teilnehmerzahl)

Live-Stream unter
www.lasteplaceofrefuge.de

 

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